Spezialist für Leder

Uwe Hinrichs schneidet auf seinem Tisch die Lederstücke zu, die er für die Herstellung von Hosen oder Taschen benötigt. Fotos: Voigtmann

Uwe Hinrichs schneidet auf seinem Tisch die Lederstücke zu, die er für die Herstellung von Hosen oder Taschen benötigt. Fotos: Voigtmann

Über 40 Jahre ist Uwe Hinrichs, Jahrgang 1960, bereits mit dem Werkstoff Leder vertraut. Als junger Mann war er begeisterter Motorradfahrer – und fand so zu seiner Leidenschaft.

VON HORST VOIGTMANN

„Damals brauchte ich dringend eine Lederhose, weil ich mit dem Moped und später mit dem Motorrad und Zweirad unterwegs war. Aber das Geld, um Lederbekleidung zu kaufen, fehlte mir“, erinnert er sich. „Man konnte beim Flohmarkt in Hannover Leder kaufen. Ein bisschen genäht hatte ich vorher schon. Das Erste, was ich mir dann genäht habe, war eine Motorrad-Lederjacke.“

Offensichtlich war das Kleidungsstücks sehr gut gelungen und plötzlich hatte Uwe Hinrichs eine Menge Freunde, die ebenfalls solch ein Kleidungsstück brauchten. Er belegte als Gasthörer in der Uni Hannover eine Vorlesung zum Thema „Schnitte herstellen“ und hat sich mit Fachbüchern die Technik angeeignet. Und dann kam eins zum anderen: Neben der Bekleidung für Motorradfahrer bezog er die Sitzbänke der Motorräder, entwickelte Packtaschen, Koffer und wagte sich auch an die Auto-Innenausstattung heran – unter dem Motto „Geht nicht, gibt’s nicht!“

„Wenn ich etwas zu reparieren bekam, dann habe ich mir den Aufbau genau angesehen, um zu erkennen, wie so etwas konstruiert ist. Es war ein echter „learning by doing-Prozess“, ohne Ausbildung, bis heute. Ich weiß nicht, ob man das so sagen kann, aber ich hab mich selber ausgebildet, habe keine Lehre oder einen ähnlichen Ausbildungsweg eingeschlagen.“

Damals war Uwe Hinrichs noch an der Uni eingeschrieben, hörte Vorlesungen in Germanistik, Philosophie und Soziologie. Parallel war er mit dem Nähen und Zuschneiden von Lederkleidung beschäftigt.

„Mit dem Geld von den Anzahlungen habe ich dann Leder eingekauft. Eigentlich ging alles, was ich gemacht habe, mehr so in die künstlerische Richtung und weniger ins Handwerk. Es sind keine Massenanfertigungen, die bei mir entstehen, sondern für jeden Kunden mache ich einen eigenen Schnitt. Also nicht Konfektion, sondern ich schneidere auf Maß und mit Anprobe. Ich habe schon Taschen für Sennheiser gebaut, Headsets mit Kinnriemen für Kunstflugpiloten, damit ihnen das Headset bei Loopings nicht vom Kopf rutscht.“

In seiner Werkstatt entstehen Reisekoffer, Aktenkoffer, Koffer für Oldtimer, die auch oft über 1000 Euro kosten können, besonders für teure Autos wie Maserati und Porsche.

Hinrichs selbst legt nicht so viel Wert auf Reichtum, mehr auf einen sechswöchigen Urlaub und achtet darauf, nicht mehr als 40 oder 45 Stunden in der Woche zu arbeiten. Er denkt noch nicht an Ruhestand, weil er seine Arbeit liebt, aber er sagt: „Ein bisschen Freizeit muss auch sein, Motorradfahren.“

Die Lederhäute, die in seiner Werkstatt verarbeitet werden, stammen überwiegend vom Rind oder auch vom Pferd, Hirsch-, Elch- und Wasserbüffelhäute werden auch gern eingesetzt. Er hat etliche Stammkunden. Manche kommen zu ihm, um Reparaturen ausführen zu lassen. Gerade liegt eine zünftige Lederhose, wie sie beim Oktoberfest in München getragen wird, auf dem Tisch, an der einige Näharbeiten erforderlich sind. Besonders spannend wird wahrscheinlich die Reparatur des kleinen, skandinavischen Sessels sein, dessen Stoff sehr verschlissen ist und der jetzt ein schickes Lederkleid bekommen soll. Uwe Hinrichs kann in seiner Werkstatt auf große Lederstücke zurückgreifen, die er dazu verwendet, um die Kundenwünsche zu erfüllen. Zwei Lederhosen warten auf die letzte Anprobe vor der Auslieferung.

Wer Kontakt aufnehmen möchte, ist gut beraten, telefonisch einen Termin unter 05045/1606 abzusprechen, bevor er sich auf den Weg macht.